Strukturwandel in der DGRh
Ekkehard Genth, Präsident der DGRh 1999-2000
Die zunehmende Bedeutung der Rheumatologie innerhalb der Medizin machte gegen Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine Anpassung der Strukturen innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) erforderlich. Ziel der Umstrukturierung war vor allem der Ausbau der Fachgesellschaft zu einer Dachorganisation für die Rheumatologie in Deutschland. Die Zusammenarbeit mit der Deutschen Rheuma-Liga und weiteren Rheumaorganisationen sollte noch effizienter gestaltet werden. Zudem dachte man über Änderungen in der Kongressorganisation nach, denn vor dem Hintergrund der seit dem Jahr 2001 jährlich stattfindenden DGRh-Kongresse war der Verwaltungsaufwand in diesem Bereich deutlich gestiegen. Ekkehard Genth, der von 1999 bis 2000 als Präsident der DGRh vorstand, und Wolfgang Ludwig Gross – DGRh-Präsident in den Jahren 2003 bis 2004 – schoben die erforderlichen Änderungen mit an.
Geschäftsstelle und Generalsekretär
Seit dem Jahr 2000 diskutierte der Vorstand der DGRh über die nötigen Strukturanpassungen und beschloss schließlich, in Berlin eine professionell arbeitende Geschäftsstelle unter Leitung eines Generalsekretärs einzurichten. Der Generalsekretär sollte darüber hinaus erweiterte Aufgabenbereiche, insbesondere die Verfolgung langfristiger Ziele, bekommen. Zur Schaffung dieser Funktion war eine Satzungsänderung erforderlich, mit der das Amt des Schriftführers in das eines Generalsekretärs zur besseren Unterstützung der Arbeit des Vorstands umgewandelt wurde. Die überarbeitete Satzungsänderung wurde am 8. Juni 2004 in Berlin auf der Mitgliederversammlung der DGRh in Berlin angenommen. Erste Generalsekretärin der DGRh wurde die bisherige Schriftführerin Erika Gromnica-Ihle. Unter ihrer Leitung nahm die Geschäftsstelle im Jahr 2004 ihre Arbeit auf.
Rheumatologische Fortbildungsakademie
Noch im gleichen Jahr gründete die DGRh zusammen mit dem Berufsverband Deutscher Rheumatologen (BDRh) eine Fortbildungs-GmbH. Ziel dieser Fortbildungs-GmbH (heute: Rheumatologische Fortbildungsakademie (Rheumaakademie)) war es, unter Leitung einer eigenen Geschäftsführung wissenschaftliche Konzepte der Aus-, Weiter- und Fortbildung in der Rheumatologie zu fördern. Darüber hinaus sollte die Akademie den Mitgliedern der sie tragenden Verbände und Gesellschaften qualifizierte und neutrale Fortbildung ermöglichen und den Erwerb von CME-Punkten erleichtern. Als weiterer Aufgabenschwerpunkt kam die Organisation und Mitgestaltung von Kongressen und Veranstaltungen hinzu.
Arbeitsgemeinschaft Regionaler Kooperativer Rheumazentren
Die DGRh hatte 1996 den Modellverbund Regionaler Kooperativer Rheumazentren nach Auslaufen der Forschungsförderung als Arbeitsgemeinschaft mit eigenständigen Aktivitäten integriert, um deren Ziele zur Verbesserung der rheumatologischen Versorgung gezielt zu unterstützen (s. auch die Beiträge „Weiterbildung, Interdisziplinarität, Forschung“, „Reformen und organisatorische Veränderungen in den 1990er-Jahren“). Insbesondere die 1993 auf den Weg gebrachte Kerndokumentation, die von den Rheumazentren und von dem 1988 in Berlin gegründeten Deutschen Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ) getragen wird, lieferte wichtige Daten zur Versorgung von Rheumapatienten und machte auch im internationalen Vergleich die Versorgungsdefizite in Deutschland deutlich.
Das „Kompetenznetz Rheuma“ entstand im Rahmen des BMG-Förderprogramms „Kompetenznetze in der Medizin“ im Jahr 2000 aus dem Zusammenschluss von sechs Rheumakliniken (Universitäten Berlin, Düsseldorf, Erlangen-Nürnberg, Freiburg, Hannover und Lübeck). Zur Verstärkung der Forschungsinitiativen in der DGRh wurde das Kompetenznetz 2005 als Arbeitsgemeinschaft in die DGRh integriert.
Kommissionen und Arbeitskreise
Wie schon in den 1990er-Jahren wurden auch in dieser Umbruchphase in Kommissionen und Arbeitskreisen unterschiedliche Themen aus den Bereichen Forschung, studentische Ausbildung, Fort- und Weiterbildung, Patientenschulung, Pharmakotherapie, bildgebende Verfahren, Rehabilitation und Sozialmedizin, Osteologie und Leitlinienentwicklung bearbeitet und diskutiert. Die seit 2007/2008 regelmäßig durchgeführten Workshops dienten der Vorstellung und Vertiefung einzelner Themen, die dann im Rahmen einer Vorstandssitzung zu Beschlüssen führten. Die Kommissionen verfassten in diesem Zusammenhang Stellungnahmen, Memoranden und Empfehlungen zu wichtigen Grundsatz- und Detailfragen in der Rheumatologie und zur Qualität rheumatologischer Versorgung.
Der Arbeitskreis der korporativen Mitglieder in der DGRh wurde ebenfalls im Jahr 2004 mit einer eigenen Geschäftsordnung gegründet. Das Ziel dieser Gründung war es, ein Forum für die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen der DGRh und der pharmazeutischen sowie medizintechnischen Industrie zu schaffen und damit gemeinsame Projekte noch effektiver als bisher voranzubringen.
Im November 2008 schlossen sich die DGRh und die Deutsche Rheuma-Liga (DRL) in der Rheumastiftung zusammen. Die gemeinnützige Stiftung ist die erste in Deutschland, in der sich eine wissenschaftliche Fachgesellschaft und eine Patientenselbsthilfeorganisation zusammengetan haben. Ziele der Stiftung sind unter anderem die Förderung von Forschungsprojekten, die Förderung der notwendigen wissenschaftlichen Strukturen durch Stipendien und Stiftungsprofessuren sowie die Förderung der Selbsthilfe rheumakranker Menschen.
Nach dem Umbau
In den Jahren nach der Umstrukturierung bemühte sich die DGRh, die Rheumatologie in Politik und Öffentlichkeit entsprechend zu präsentieren. Auch die Weiterbildung sowie der Mangel an ausgebildeten Rheumatologen in der ambulanten, akutstationären und rehabilitativen Versorgung waren wichtige Themen, die bis heute nicht an Aktualität verloren haben.
Unter dem Dach der Geschäftsstelle arbeiten heute (Anm. der Redaktion: Juli 2017) die DGRh, die Rheumatologische Fortbildungsakademie, die Arbeitsgemeinschaft Kompetenznetz Rheuma (KNR) sowie die Arbeitsgemeinschaft der Regionalen Kooperativen Rheumazentren (AGRZ) eng zusammen. Die Geschäftsstelle engagiert sich darüber hinaus in der Öffentlichkeitsarbeit, gestaltet den Internetauftritt und übernimmt redaktionelle Aufgaben im Bereich des publizistischen Organs der DGRh, der Zeitschrift für Rheumatologie.
Die Rheumatologische Fortbildungsakademie wird aktuell von der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), dem Berufsverband Deutscher Rheumatologen (BDRh), dem Verband Rheumatologischer Akutkliniken (VRA), der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR), der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh) sowie der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband (DRL-Bund) getragen. Neben der Aus-, Weiter- und Fortbildung von Ärzten und medizinischem Fachpersonal organisiert die Rheumatologische Fortbildungsakademie schwerpunktmäßig Kongresse und Veranstaltungen.
Quellen
Torsten Hewelt, Die Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 1927-2007. Halle, 2009
Hewelt T (2011) Die Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie 1947-2007.
Z Rheumatol (70): 64-68
80 Jahre Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie
Z Rheumatol (2004) 63: 346-365. DOI 10.1007/s00393-004-0651-y