Start-up Förderung: Preisträger 2009
Adelheid Korb, Thomas Pap und Henrik Mei erhalten Start-up Förderung
Mit der Start-up Förderung unterstützt die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie Projekte, die einen völlig neuen Ansatz in der rheumatologischen und immunologischen Forschung verfolgen.
In 2009 hat sich das unabhängige Gutachtergremium für zwei innovative Anträge entschieden. Wir gratulieren den Gewinnern Dr. Adelheid Korb und Prof. Dr. Thomas Pap vom Universitätsklinikum Münster sowie Dipl.-Ing. Henrik Mei vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin.
Zusammenfassung
Start-up-Projekt "Die Rolle des knorpelspezifischen Kollagens Typ IX bei Gelenkentzündung" von Dr. med. univ. Adelheid Korb und Prof. Dr. Thomas Pap
Die rheumatoide Arthritis (RA) führt aufgrund einer massiven, entzündlich bedingten Reaktion auf körpereigene Eiweißstoffe zu einer Zerstörung von Gelenkbestandteilen und angrenzenden Strukturen. Ein Netzwerk zahlreicher Faktoren, welche für die Auslösung und Erhaltung der Erkrankung verantwortlich ist, führt demnach zu einer anhaltenden Stimulierung von Entzündungs- und Bindegewebszellen sowie von Zellen des Immunsystems. Ziel ist es, durch Erforschung dieser Vorgänge neue Einblicke in die Entstehung der Erkrankung sowie neue therapeutische Ansätze zu finden. Ein zentraler Punkt der Gelenkzerstörung ist die Schädigung von Knorpelanteilen und der Verlust von wichtigen strukturerhaltenden Bestandteilen.
Gelenkknorpel besteht aus Knorpelzellen (Chondrozyten), welche von einem geordneten komplexen Netzwerk von Kollagenfasern verschiedener Typen (II, IX, XI) umgeben sind. Diese Knorpelarchitektur ist maßgeblich für die Knorpelstruktur und -funktion verantwortlich und ermöglicht im intakten Zustand den reibungslosen Bewegungsablauf. Kollagen Typ IX ist insofern für uns von besonderem wissenschaftlichen Interesse, da es aufgrund seiner Struktur nahe der Oberfläche in die Knorpelmatrix eingebaut wird und so „Angriffen von außen“ zuerst ausgeliefert ist. Vorstudien unserer Arbeitsgruppen zeigen, dass gerade die erste Schädigung der Knorpelstruktur einen hohen Stellenwert in der Gelenkzerstörung hat, da erst so ein weiteres Anheften und aggressives Einwachsen der entzündlich veränderten Gelenkinnenhaut (Synovia) ermöglicht und somit ein irreversibler Prozess in Gang gesetzt wird. In dieser Hinsicht ist es für uns von großer Wichtigkeit festzustellen, inwieweit eine entzündliche Frühschädigung des Knorpels die Struktur von Kollagen IX beeinflusst bzw. dies das weitere Anheften der aggressiven Gelenkinnenhaut, und hier insbesondere aktivierter Bindegewebszellen (synovialer Fibroblasten), verursacht.
Unsere Strategie ist es einerseits, mit Hilfe von molekular- und zellbiologischen Methoden diese Vorgänge näher zu erfassen. Andererseits wollen wir durch die Verwendung gentechnisch veränderter Tiere, denen das Typ IX Kollagen fehlt bzw. die aufgrund des Einsetzens des Entzündungsgens TNFalpha eine RA- ähnliche Erkrankungen entwickeln, analysieren, welche Rolle das Knorpelkollagen Typ IX in der fortscheitenden Gelenkzerstörung bei RA spielt und inwiefern der Verlust von Typ IX Kollagen die Gelenkzerstörung bei RA unumkehrbar macht.
Zusammenfassung
Start-up-Projekt "Biomarker zur Einschätzung der Immunantwort auf eine B-Zell-Therapie" von Dipl.-Ing. Henrik Mei
In den letzten Jahren hat sich die B-Zell-depletierende Therapie mit dem therapeutischen Antikörper Rituximab bei Patienten mit rheumatoider Arthritis als Therapieoption etabliert. Diese Therapie ist bei vielen Patienten wirksam, bei etwa 20-30% der Behandelten jedoch nicht. Bisher sind keine zuverlässigen, das klinische Ansprechen oder Nichtansprechen voraussagenden Indikatoren für die Rituximab-Therapie bekannt. So geht den nichtansprechenden Patienten Zeit verloren, in der eine alternative Behandlung möglicherweise ein klinische Besserung bewirken könnte.
In meinem Projektvorschlag geht es daher darum, molekulare Indikatoren für die Vorhersage des klinischen Erfolgs einer B-Zell-depletierenden Therapie bei RA-Patienten zu identifizieren. Dabei verfolge ich einen immunologisch begründeten Ansatz, der nicht nur auf einem einzelnen, sondern auf einer Kombination verschiedener Messwerte beruht. Dabei sollen
- die Anzahl und der Aktivierungsstatus von B-Zellen im Blut der Patienten vor Beginn der Therapie
- die Art und Menge der Autoantikörper (z.B. Rheumafaktor, anti-CCP) im Blutserum der Patienten sowie
- die Menge bestimmter entzündungsbedingter gegenüber die Immunantwort regulierender Zytokine
mit einbezogen werden.
Mit diesem kombinatorischen Ansatz verbinde ich die Hoffnung, das klinische Ansprechen von Rheumapatienten auf die B-Zell-depletierende Therapie früher und präziser vorherzusagen, als es bisher der Fall ist. Dies würde in der Zukunft dazu beitragen, die Indikation für eine B-Zell-depletierende Therapie eindeutiger zu stellen bzw. gegebenenfalls auch einer anderen Therapieform den Vorzug zu geben. Das Projekt beruht auf der Idee der personalisierten Medizin und zielt direkt auf eine zielgenauere und schneller erfolgreiche Behandlung von Rheumapatienten ab.