Rudolf-Schoen-Preis: Preisträger 2020
Privatdozent Dr. med. Valentin Schäfer ausgezeichnet
Den Zustand von Gelenken und größeren Gefäßen beurteilen Rheumatologen bei Menschen mit Rheuma zunehmend mit modernen Ultraschallgeräten: Während ihr Einsatz zunächst nur auf kleine Gelenke und die Psoriasis-Arthritis beschränkt war, lassen sich damit inzwischen auch große Gelenke und Blutgefäße untersuchen. Die Ergebnisse dieser Ultraschalluntersuchungen fließen in Scores zur Beurteilung der Krankheitsaktivität ein. Ermöglicht wurde dies maßgeblich durch wissenschaftliche Studien von Privatdozent Dr. med. Valentin Schäfer vom Universitätsklinikum Bonn. Dafür zeichnete die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) den Nachwuchsforscher in diesem Jahr im Rahmen des virtuellen Rheumatologiekongresses mit dem Rudolf-Schoen-Preis aus. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.
Die Zerstörungen, die rheumatische Erkrankungen an den Gelenken anrichten, ließen sich früher nur durch regelmäßige Röntgenuntersuchungen oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) beurteilen. Inzwischen setzen immer mehr Rheumatologen leistungsstarke und strahlungsfreie Ultraschallgeräte ein, um sich vor Ort in der Praxis ein Bild vom Zustand der Gelenke zu machen. Der Vorteil, etwa gegenüber der MRT, ist, neben geringeren Kosten, dass der Arzt die Ergebnisse gleich im Anschluss an die Untersuchung mit dem Patienten besprechen und entzündlichen Ereignissen sofort entgegenwirken kann. Um die Untersuchungsergebnisse einordnen zu können, arbeiten die Ärzte mit Krankheits-Scores, die helfen, eine belastbare Aussage über die Krankheitsaktivität zu treffen. Die klinischen Studien, die Dr. Schäfer durchgeführt hat, haben dazu beigetragen, dass die Ergebnisse der Ultraschalluntersuchungen in die Krankheits-Scores integriert werden konnten – dafür zeichnete die DGRh ihn im Rahmen ihrer Jahrestagung mit dem Rudolf-Schoen-Preis aus.
„Dr. Schäfer hat sich in den letzten Jahren um die Integration der Ultraschalluntersuchungen in die rheumatologische Diagnostik verdient gemacht und damit entscheidend zur Patientenversorgung beigetragen“, sagt Professor Dr. med. Hendrik Schulze-Koops, Präsident der DGRh, Kongresspräsident 2020 und Leiter der Rheumaeinheit am Klinikum der LMU München. Mit der Fluoreszenz-optischen Bildgebung war der Preisträger an der Entwicklung eines Verfahrens beteiligt, das einen wesentlichen Nachteil der Ultraschall-Untersuchung vermeidet – den hohen Zeitaufwand. Mit dem neuen Verfahren lassen sich etwa alle Finger- und Handgelenke beidseits innerhalb weniger Minuten beurteilen, ebenso können Patienten mit rheumatologischen Gefäßerkrankungen wie der Riesenzellatheriitis untersucht werden. „So können wir Muskeln, Gelenke und Gefäße der Patienten im Blick behalten und zeitnah reagieren – ohne die Erkrankten mit regelmäßigen MRTs oder Röntgenstrahlung zu belasten“, erläutert Schulze-Koops den Vorteil des Verfahrens.
Über PD Dr. med. Valentin Schäfer
Foto: Uniklinik Bonn
Dr. Schäfer schloss nach einem Forschungsstipendium an der Mayo-Klinik in Rochester/USA bereits im Alter von 28 Jahren seine Promotion mit „summa cum laude“ ab. Seither hat er sich auf die Bereiche Bildgebung und Vaskulitis konzentriert, mit bisher 13 Originalpublikationen, davon 9 als Erst-/Letztautor. Die bildgebenden Verfahren bei Arthritiden und Großgefäßvaskulitiden waren das Thema seiner Habilitationsschrift. Seit März 2018 leitet Dr. Schäfer die Abteilung Rheumatologie und Klinische Immunologie am Universitätsklinikum Bonn. Der heute 37-jährige Mediziner ist in den Fachgesellschaften für „Ultraschall in der Medizin“, dem „Vasculitis Clinical Research Consortium“ und der „European Vasculitis Society“ aktiv. Nicht zuletzt durch die Verleihung der Bilka Gastprofessur der Mayo-Klinik in Rochester/USA wurde er auch international als Wissenschaftler und Kliniker in der Rheumatologie sichtbar.
Mit dem Rudolf-Schoen-Preis für Rheumatologie ehrt die Stiftung der DGRh hervorragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Rheumatologie. Sie möchte damit junge Wissenschaftler in der Rheumaforschung fördern und in ihrer Arbeit unterstützen. Die Höhe des Preisgeldes beträgt 10.000 Euro. Der Vorstand der Schoen-Stiftung begutachtet die eingesandten Arbeiten und entscheidet über die Preisvergabe.