Aktualisierte Leitlinie zur Polymyalgia rheumatica
Betroffene besser versorgen
Berlin, 30. April 2025
Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e. V. (DGRh) veröffentlichte jetzt eine aktualisierte Leitlinie zur Behandlung der Polymyalgia rheumatica (PMR). Die DGRh bietet damit strukturierte, evidenzbasierte Orientierung für die Diagnostik und Therapie dieser häufigen entzündlich-rheumatischen Erkrankung. Allen beteiligten Expertinnen und Experten spricht die Fachgesellschaft ihren Dank für die produktive interdisziplinäre Zusammenarbeit aus.
Eine PMR betrifft häufig Menschen ab dem 50. Lebensjahr. In Deutschland sind davon etwa 70.000 Menschen betroffen. Frauen sind häufiger betroffen sind als Männer. Typisch sind plötzlich auftretende Schmerzen und Steifigkeit in Schultern, Nacken und Hüften, vor allem in den frühen Morgenstunden. Die Erkrankung kann mit allgemeiner Abgeschlagenheit, Fieber und Gewichtsverlust einhergehen. Eine frühzeitige und zielgerichtete Behandlung verbessert die Lebensqualität deutlich.
Mit der aktualisierten Leitlinie liefern wir eine praxisnahe Grundlage für die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit PMR.

Foto: privat
„Unerlässlich ist aus unserer Sicht ein früher Zugang zu Diagnostik und Therapie, die fachärztlich rheumatologisch durchgeführt werden sollte.“
Die wichtigste neue Empfehlung dieser S2e-Leitlinie bestehe in der Empfehlung, Interleukin-6 Rezeptor-blockierende Substanzen zusätzlich zu Glukokortikoiden einzusetzen – zumindest bei bestimmten Gruppen von Patientinnen und Patienten. Therapeutischer Standard bleiben zwar Glukokortikoide. „Neu ist aber auch, dass die Dauer und Dosierung differenzierter beschrieben werden – angepasst an verschiedene Therapieverläufe“, so Buttgereit. Besonders betonen die Expertinnen und Experten die Notwendigkeit, den Einsatz von Glukokortikoiden regelmäßig zu überprüfen und ein günstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis sicherzustellen.
Im Vergleich zur Leitlinie von 2018 ordnete das Autorenteam die Empfehlungen auch neu. Die überarbeitete Struktur erleichtert Ärztinnen und Ärzten den Zugang zu relevanten Informationen und sorgt so für einen besseren Eingang in den Versorgungsalltag. Erstmals formuliert die Leitlinie das übergeordnete Prinzip, Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf PMR unverzüglich an eine rheumatologische Fachärztin oder einen Facharzt zu überweisen. Dies soll die Diagnosesicherheit erhöhen und eine individualisierte Therapie frühzeitig ermöglichen. Die neue S2e-Leitlinie basiert auf einem systematischen Literaturreview und dem Konsens eines multidisziplinären Expertengremiums. Sie richtet sich an Rheumatologinnen und Rheumatologen ebenso wie an Hausärztinnen und Hausärzte und fördert eine strukturierte, leitliniengerechte Versorgung.
Für Patientinnen und Patienten bietet die Leitlinie mehrere konkrete Ansätze für Verbesserungen: Sie betont die Dringlichkeit einer frühzeitigen Diagnose basierend auf rheumatologischer Expertise. Wichtig sind auch individuell angepasste Therapiepläne je nach Krankheitsverlauf. Ein geringeres Nebenwirkungsrisiko durch optimierte Glukokortikoidstrategie. „Bei schwierigem Verlauf bieten sich inzwischen zusätzliche Therapieoptionen“, ergänzt Prof. Dr. med. Ulf Wagner, Präsident der DGRh. Ganz entscheidend sei, dass die Leitlinie in Kliniken und Praxen nun viel genutzt wird: „Neben einer professionellen Entwicklung der Leitlinie trägt nun vor allem eine gelungene Implementierung maßgeblich zu deren Erfolg bei“, so Wagner.
- Bei Abdruck Beleg erbeten. -
Literatur
Die vollständige Leitlinie ist hier auf der Website der AWMF abrufbar. Die Publikation in der Zeitschrift für Rheumatologie folgt in Kürze.