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Entzündlich-rheumatische Erkrankungen: Hepatitis-Tests können Leberkrisen verhindern

26.07.2024

Medikamente, die bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen eingesetzt werden, können die Immunabwehr gegen Hepatitis-Viren schwächen. Rheuma-Patient:innen sollten deshalb vor Beginn einer Behandlung mit bestimmten Rheuma-Medikamenten auf die Viren von Hepatitis B und C getestet werden. Im Fall einer vorhandenen Infektion sind Vorsichtsmaßnahmen notwendig, um ein Aufflammen der Leberentzündung zu vermeiden, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e. V. (DGRh) anlässlich des Welt-Hepatitis-Tags am 28. Juli.

Dem Robert-Koch-Institut wurden im letzten Jahr 22.875 Hepatitis B- und 10.512 Hepatitis C-Erkrankungen gemeldet. Die tatsächliche Zahl der Infektionen liegt wahrscheinlich höher. Stichproben zeigen, dass in Deutschland 3 von 1.000 Erwachsenen mit Hepatitis B und 6 von 1.000 Erwachsenen mit Hepatitis C infiziert sind. „Die meisten Erkrankungen bleiben über viele Jahre unbemerkt, weil das Immunsystem die Viren unter Kontrolle hat“, erklärt Privatdozentin Dr. med. Rebecca Hasseli-Fräbel, stellvertretende Leiterin der Sektion Rheumatologie und Klinische Immunologie am Universitätsklinikum Münster. Dies könne sich allerdings ändern, wenn die Betroffenen mit Medikamenten behandelt werden müssten, die das Immunsystem beeinflussen.

Medikamente zur Behandlung von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wirken unterschiedlich auf das Immunsystem ein. Bestimmte Rheuma-Medikamente greifen gezielt in das Geschehen im Immunsystem ein, wie die sogenannten Biologika. Diese fangen beispielsweise Entzündungsmoleküle des Immunsystems gezielt ab oder verändern deren Wirkung. Da diese Entzündungsmoleküle aber auch eine Rolle bei der Abwehr gegen Hepatitis-Viren spielen, ist der Körper während einer Biologika-Therapie anfälliger für eine Infektion oder Reaktivierung einer „schlafenden Infektion“ mit den Hepatitis-Viren. „Im schlimmsten Fall kann es zu einem plötzlichen, lebensgefährlichen Aufflammen der Leberentzündung kommen“, warnt die Expertin.

Deshalb ist es wichtig, dass alle Rheuma-Patientinnen und -Patienten vor einer Behandlung mit bestimmten Rheuma-Medikamenten auf Hepatitis-Viren getestet werden.

PD Dr. med. Rebecca Hasseli-Fräbel, stellvertretende Leiterin der Sektion Rheumatologie und Klinische Immunologie am Universitätsklinikum Münster

PD Dr. med. Rebecca Hasseli-Fräbel

Glücklicherweise können die Infektionen heute gut behandelt werden. „Eine Hepatitis C kann meistens durch Medikamente geheilt werden“, erklärt Hasseli-Fräbel. Bei der Hepatitis B gelinge es meist, die Vermehrung der Viren so stark zu unterdrücken, dass die Therapie der entzündlich-rheumatischen Erkrankung sicher durchgeführt werden kann. „Falls eine Hepatitis-Infektion oder eine Reaktivierung unter einer Rheuma-Therapie auftritt, ist es wichtig die Therapie nicht selbstständig abrupt abzusetzen. In diesen Fällen sollte das weitere Vorgehen interdisziplinär besprochen werden", so die Expertin. Vor einer Hepatitis B-Infektion kann eine Impfung schützen, wenn bislang keine Infektion vorlag. Gegen Hepatitis C Viren existiert bislang keine Impfung.

„Die Gefahr von lebensgefährlichen Leberkrisen zeigt, wie wichtig es ist, dass eine Infektion mit Hepatitis B und C bei Rheuma-Betroffenen nicht unentdeckt bleibt“, betont auch der Präsident der DGRh, Prof. Dr. med. Christof Specker, Essen. Bei einer diagnostizierten Hepatitis sollten auch immer ärztliche Kolleg:innen aus der Hepatologie beziehungsweise Infektiologie zu Rate gezogen werden, um interdisziplinär die beste Lösung für die Patienten zu finden. „Zudem sind weitere Studien zu entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und Infektionen mit Hepatitis B und C dringend notwendig, um die Datenlage zu verbessern sowie den bestehenden Expertenkonsens für die Behandlung solcher Fälle weiter zu untermauern."

Zu beachten sei auch, dass im Rahmen einer Hepatitis B- oder Hepatitis C-Infektion rheumatische Beschwerden wie Fatigue, Gelenkschmerzen oder das Raynaud-Phänomen auftreten können. Auch eine virusassoziierte Arthritis kann auftreten. Die Behandlung umfasst in diesen Fällen die Therapie der Virusinfektion sowie symptomlindernde Maßnahmen. Auch rheumatische Erkrankungen wie eine Panarteriitis nodosa oder eine kryoglobulinämische Vaskulitis können auftreten. In diesen Fällen kann eine Rheuma-Therapie erforderlich sein. Die DGRh betont zum Welt-Hepatitis-Tag, wie wichtig an dieser Schnittstelle ein qualifizierter entzündungsmedizinischer Blick auf die betroffenen Patientinnen und Patienten ist. Auch dafür benötigt Deutschland ausreichend Rheumatolog:innen.

- Bei Abdruck Beleg erbeten. - 

Quellen:

Robert Koch Institut, Epidemiologisches Bulletin 29/2024, 18. Juli 2024, HBV- und HCV-Infektionen in Deutschland u.a., https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/Ausgaben/29_24.pdf?__blob=publicationFile

Al-Azem N, Dartsch R C, Steinmüller M et al. Entzündlich-rheumatische Erkrankungen im Kontext von HIV, Hepatitis B und C. Aktuelle Rheumatologie 2024; 49(02): 92 - 97. doi:10.1055/a-2256-9555

Ihr Pressekontakt

Stephanie Priester

Pressestelle DGRh

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Generalsekretärin

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