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Neue Studie: Hängen COVID-19 und autoimmune Entzündungen zusammen?

Rheumatologen sehen für Betroffene keinen Anlass zu Sorge

03. Februar 2023

Eine aktuelle Studie von Forschern der TU Dresden deutet an, dass Menschen nach einer überstandenen COVID-19-Infektion häufiger eine Autoimmunerkrankung entwickeln als ohne COVID-19-Diagnose. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. ordnet im Folgenden die Ergebnisse ein, um Verunsicherung unter Patientinnen und Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zu vermeiden. Die DGRh würdigt dabei ausdrücklich den Ansatz der Dresdner Forscher, die eine sehr große Datenmenge sehr sorgfältig untersucht haben.

Versorgungsforscher Falko Tesch vom Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung und seine Kollegen untersuchten anonyme Datensätze von fast der Hälfte aller Krankenversicherten in Deutschland: 38,9 Millionen Menschen. Bei 670.301 davon wurde in den Jahren 2019 und 2020, also noch vor der Schutzimpfung, COVID-19 dokumentiert. Innerhalb von 15 Monaten nach der COVID-Infektion registrierten die Krankenkassen bei diesen Patientinnen und Patienten eine um 43 Prozent höhere Rate an Autoimmunerkrankungen, als bei der gesunden Kontrollgruppe.

Die Forscher hoben in ihrer Analyse Patientinnen und Patienten mit einer autoimmunen Entzündung von Blutgefäßen besonders hervor: Unter den 641.407 auswertbaren Datensätzen nach COVID-19 wurden 53 mit einer so genannten Riesenzellarteriitis, 41 mit einer Granulomatose mit Polyangiitis (GPA) und 21 mit einer Behçet-Erkrankung diagnostiziert. Für die nicht an COVID-19 Erkrankten wurden demgegenüber in einer gleich großen Kontrollgruppe 33, 16 und 9 Fälle dieser rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen ermittelt.

 

Es könnte auch sein, dass die durch eine Virusinfektion ausgelöste Entzündung nur das Fass zum Überlaufen bringt

Prof. Dr. med. Christof Specker, Präsident der DGRh

Foto: Klinikum Essen-Mitte

Die Experten der DGRh weisen darauf hin, dass Virusinfektionen schon seit einiger Zeit als "Auslöser" von Autoimmunerkrankungen in der Diskussion sind. Ob aber Viren tatsächlich die Verursacher sind, ist noch unklar. „Es könnte auch sein, dass die durch eine Virusinfektion ausgelöste Entzündung nur das Fass zum Überlaufen bringt,“ sagt DGRh Präsident Prof. Dr. med. Christof Specker, Leiter der Klinik für Rheumatologie am Evangelischen Krankenhaus, Kliniken Essen-Mitte. Er betont, dass die Dresdener Autoren in ihrer Arbeit selbst darauf hinweisen, dass häufigere und genauere medizinische Kontrollen bei COVID-19-Patienten zu mehr Diagnosen von Autoimmunerkrankungen geführt haben könnten. Nicht Erkrankte wurden seltener untersucht. Zu Bedenken gibt Prof. Specker, dass die Kontrollgruppe auch nicht dokumentierte Fälle einer SARS-CoV-2-Infektion bergen könne, was die Ergebnisse ebenfalls beeinflusse.

Frühzeitig erkannt sind entzündlich-rheumatische Erkrankungen heute sehr gut behandelbar. „Es besteht daher kein Anlass zur besonderen Sorge vor gefährlichen Autoimmunerkrankungen, wenn jemand an COVID-19 erkrankt war“, sagt Prof. Dr. med. Martin Aringer, Vorstandsmitglied der DGRh und Leiter des Bereichs Rheumatologie am Universitätsklinikum Dresden. Die Analyse betreffe allein die gefährlicheren ursprünglichen Varianten des Corona-Virus im Jahr 2020. Die beobachtete leichte Zunahme von Autoimmunerkrankungen nach COVID-19, vor allem nach schwereren Verläufen, entspricht durchaus der rheumatologischen Erwartung. Insbesondere schwerere Virusinfektionen führen zu ähnlichen Veränderungen im Immunsystem wie Autoimmunerkrankungen. Auch deshalb spricht sich die DGRh für Schutzimpfungen gegen Viruserkrankungen wie COVID-19 aus. Denn Impfungen schützen nicht nur. Sie regen auch das Immunsystem weniger an als die verhinderte Virusinfektion. Im Jahr 2020 waren noch keine Schutzimpfungen gegen COVID-19 verfügbar. Daher sind aus der aktuellen Studie wegen des Untersuchungszeitraums keine direkten Rückschlüsse auf die Impfung möglich.

Die DGRh betont an dieser Stelle auch die wichtige Rolle einer frühen Diagnose von Rheuma: Patientinnen und Patienten mit dem Verdacht auf eine entzündlich-rheumatische Erkrankung sollten möglichst früh – idealerweise innerhalb von sechs Wochen – eine Rheumatologin oder einen Rheumatologen aufsuchen. Die DGRh appelliert deshalb auch an ihre ärztlichen Kolleginnen und Kollegen, die Betroffenen frühzeitig fachärztlich zu überweisen.

 

 

Literatur:

Literatur: Incident autoimmune diseases in association with a SARS-CoV-2 infection: A matched cohort study; Falko Tesch et al; medRxiv 2023.01.25.23285014; doi: https://doi.org/10.1101/2023.01.25.23285014

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Pressestelle DGRh

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70451 Stuttgart

Ihr Pressekontakt

Anna Julia Voormann

Generalsekretärin

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