BEWUSST: Wie junge Rheumatolog:innen Arbeit, Forschung und Weiterbildung erleben
22. August 2023
In den vergangenen Jahren verzeichneten Rheumatologie und klinische Immunologie maßgebliche Erfolge in Forschung, Klinik und Therapie. Heute sind entzündlich-rheumatisch Erkrankungen (ERE) gut behandelbar, die vor 25 Jahren für die Betroffenen oft eine beeinträchtigte Lebensqualität und eine deutlich verminderte Lebenserwartung bedeuteten. Auch wegen dieser Erfolge steht die Rheumatologie vor besonderen Herausforderungen. Denn aus der normalisierten Lebenserwartung von Patientinnen und Patienten mit ERE und einer entsprechend erhöhten Häufigkeit ergibt sich ein steigender Bedarf an rheumatologischen Weiterbildungsstellen, um den Versorgungsbedarf abzudecken. Die Kommission Fort- und Weiterbildung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) hat 2022 die BEWUSST-Umfrage ins Leben gerufen, eine Befragung zu den Arbeits-, Weiterbildungs- und Forschungsbedingungen von Assistenzärztinnen und -ärzten in der internistisch- rheumatologischen Weiterbildung. Ziel ist es, die aktuelle Situation systematisch zu analysieren, darzustellen und potenzielle Optimierungspotenziale zu erkennen.
Um die Ergebnisse besser mit anderen medizinischen Fachrichtungen vergleichen zu können, orientierte sich die DGRh an den 2016 und 2018 durchgeführten Umfragen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM). Von 102 Befragten waren 67 % weiblich und unter 40 Jahre alt. Die Ergebnisse zeigen, dass 48 % mit ihrer aktuellen Arbeitssituation zufrieden sind. Allerdings zeigten sich auch Herausforderungen wie hohe Arbeitsbelastung und hoher Zeitaufwand für arztfremde Tätigkeiten. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf war ein zentrales Anliegen der Befragten. Sie sollte zukünftig eine noch stärkere Rolle in Weiterbildungsprogrammen einnehmen.
Immerhin gut die Hälfte der Weiterbildungsassistent:innen gaben an, durch einen Mentor oder eine Mentorin betreut zu werden. Dennoch zeigen die Ergebnisse der BEWUSST-Umfrage auf, dass auch hier noch Optimierungsbedarf besteht, um die Ausbildungsqualität weiter zu verbessern. Die systematische Umsetzung eines Weiterbildungscurriculums in den einzelnen Einrichtungen könnte einen wichtigen Schritt in diese Richtung bedeuten.
PD Dr. med. Fabian Proft
Privatdozent Dr. med. Fabian Proft, Rheumatologe an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, einer der Autoren, meint: „Die BEWUSST-Umfrage liefert wertvolle Einblicke in die Situation der Assistenzärztinnen und -ärzte in der rheumatologischen Weiterbildung. Sie verdeutlicht die Notwendigkeit, die Aus- und Weiterbildung im Bereich Rheumatologie kontinuierlich anzupassen und zu optimieren, um dem steigenden Versorgungsbedarf gerecht zu werden!“
Auch gibt die Umfrage die starke wissenschaftliche Ausrichtung der Fachrichtung an: knapp 70% der Teilnehmer:innen waren promoviert und von diesen sind mehr als die Hälfte auch neben ihrer klinischen Weiterbildungstätigkeit wissenschaftlich tätig.
Die Stärkung der Ausbildung und die Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen sind entscheidend, um qualifizierte Fachkräfte anzuziehen und langfristig eine hochwertige Versorgung für Rheumapatient:innen zu gewährleisten.
PD Dr. med. Alexander Pfeil
Foto: privat
Die meisten Befragten, 53 %, streben nach Abschluss der Facharztausbildung eine kombinierte stationäre und ambulante Tätigkeit an, was für eine Zukunftsplanung der Fachrichtung wichtige Erkenntnisse liefert.
Die BEWUSST-Umfrage liefert entscheidende Erkenntnisse zum Status Quo der Arbeits-, Weiterbildungs- und Forschungsbedingungen aus Sicht der Weiterzubildenden. Sie liefert wichtige Ansatzpunkte zur weiteren Optimierung der rheumatologischen Aus- und Weiterbildung in Deutschland. Die DGRh engagiert sich mit verschiedenen Konzepten für den rheumatologischen Nachwuchs. Dazu gehören etwa ein Gastzugang zur Fachgesellschaft und ein Kongressprogramm für Studierende. Durch die AG Junge Rheumatologie sowie in zahlreichen weiteren Gremien und mit verschiedensten Aktivitäten unterstützt die DGRh angehende Rheumatolog:innen in ihren ärztlichen und wissenschaftlichen Karrieren. Ziel ist es, in Deutschland auch morgen noch bestmögliche rheumatologischen Versorgung bieten zu können.
- Bei Abdruck Beleg erbeten. -
LITERATUR
Proft F, Vossen D, Baraliakos X, Berliner MN, Fleck M, Keyßer G, Krause A, Lorenz HM, Manger B, Schuch F, Specker C, Wollenhaupt J, Voormann A, Raspe M, Krusche M, Pfeil A. Befragung zu den Arbeits-, Weiterbildungs- und Forschungsbedingungen von
Assistenzärztinnen und -ärzten in der internistisch- rheumatologischen Weiterbildung – BEWUSST; Zeitschrift für Rheumatologie Z Rheumatol, Springer, Heidelberg 2023.
https://doi.org/10.1007/s00393-023-01395-6