Gelenkoperationen bei Rheuma
Behandlungserfolg erfordert interdisziplinäre Zusammenarbeit
Berlin, 1. September 2020
Rheumatische Erkrankungen können sich auf den gesamten Bewegungsapparat auswirken und Schäden an Sehnen und Gelenken hervorrufen. Zwanzig bis dreißig Operationen müssen Menschen mit Rheuma im Laufe ihrer Erkrankung daher oftmals durchführen lassen. Obwohl die Operationen zumeist zeitlich planbar sind, stellen sie komplexe Anforderungen an die behandelnden Ärzte hinsichtlich der bestehenden rheumatischen Basistherapie, Anästhesie, Operationstechniken und rehabilitativen Anschlussversorgung der Patienten. Wie hierbei die optimale Versorgung aussehen sollte und warum eine fachübergreifende Zusammenarbeit bei der ärztlichen Behandlung entscheidend ist, erörtern Experten auf der Pressekonferenz am 3. September im Vorfeld des Deutschen Rheumatologiekongresses 2020 (9. bis 12. September, virtuell).
Trotz der verbesserten medikamentösen Therapie und begleitenden physikalischen Behandlungen bei rheumatischen Erkrankungen sind oftmals weiterhin Operationen erforderlich, um Gelenke zu erhalten, deren Funktionen zu verbessern oder auch, um künstliche Gelenke einzusetzen.
Bei Rheuma handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Die medikamentöse Therapie zielt in der Regel darauf ab, das Immunsystem davon abzuhalten, körpereigene Strukturen anzugreifen. Gleichzeitig werden aber auch eigentlich wichtige Immunreaktionen eingedämmt.
Foto: WZ-Kliniken
„Es gilt daher, ein geeignetes Zeitfenster um eine Operation herum zu schaffen, in dem mit der Einnahme sogenannter Immunsuppressiva pausiert wird. Einerseits, um das Infektionsrisiko gering zu halten, und andererseits muss auch weiterhin ein Rheumaschub vermieden werden.“ Für eine erfolgreiche Operation sei die Kenntnis im Umgang mit der systemischen medikamentösen Therapie und deren Effekte daher unerlässlich. Sie müsse im interdisziplinären Konsens der behandelnden orthopädischen und internistischen Ärzte erfolgen.
Auch die Anästhesie muss an die besonderen Bedürfnisse von Patienten mit rheumatischen Erkrankungen angepasst werden, ebenso wie die Lagerungstechnik während der Operation. „Die Bewegungssektoren mehrerer Gelenke des Patienten können eingeschränkt sein. Dadurch sind spezielle Lagerungstechniken notwendig, um dauerhafte zusätzliche Einschränkungen von Gelenk- und Nervenfunktionen zu vermeiden“, erklärt Arbogast. Durch die Grunderkrankungen selbst und durch eine langjährige Kortisontherapie können Haut und Unterhautfettgewebe zudem oftmals zunehmend dünn und empfindlich sein. Dies macht einen besonders vorsichtigen Umgang während der Operation erforderlich und wirkt sich auch auf die Wundheilung aus.
Auch nach der Operation sei ein interdisziplinäres Zusammenarbeiten erforderlich: Neben der raschen Mobilisation unter schmerzarmen Bedingungen und dem Auftrainieren der Gelenkfunktion unter schneller Abheilung des OP-Zugangs sei die immunsupprimierende Medikation zur Vermeidung der Reaktivierung der Grunderkrankung wieder einzuleiten. Von der DGORh zertifizierte Fachzentren haben sich hierauf spezialisiert und bieten eine „Rundumversorgung“ für den Patienten mit Rheuma.
„Gerade weil viele langjährige Rheumapatienten von der Haut- über die Gewebe- bis hin zur Knochenstruktur ganz individuelle Krankheitssymptome und -folgen zeigen, ist der Einsatz oder der Wechsel von künstlichen Gelenken eine besondere Herausforderung für das behandelnde Ärzteteam“, fasst Kongresspräsident Arbogast zusammen. „Das interdisziplinäre Zusammenspiel der verschiedenen Fachdisziplinen trägt idealerweise dazu bei, mögliche negative Effekte um eine geplante operative Therapie zu vermeiden und ein optimales Ergebnis zu gewährleisten.“ Auf der Pressekonferenz am 3. September konkretisieren die Experten die besonderen Bedürfnisse von Patienten mit rheumatischen Erkrankungen vor und nach einer Gelenkoperation im interdisziplinären Kontext. Rheuma als interdisziplinäre Herausforderung ist zudem einer der Schwerpunkte des diesjährigen Rheumatologiekongresses.
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