DGRh veröffentlicht Leitlinie zur Gicht
Berlin, August 2016
Die Gicht ist die häufigste Form der Gelenkentzündung in Deutschland. Rund 1-2 % der Bevölkerung oder 950.000 Menschen in Deutschland leiden daran; Männer häufiger als Frauen, ältere häufiger als junge Menschen. Untersuchungen zufolge erfolgt die Versorgung der Betroffenen häufig nicht konsequent genug, um Schäden an Gelenken und inneren Organen zu vermeiden. Die von der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) nun vorgelegte S2e-Leitlinie „Gichtarthritis (fachärztlich)“ soll dazu beitragen, diese Versorgungslücken zu schließen.
Dr. Uta Kiltz
Foto: Rheumazentrum Ruhrgebiet
Der akute Gichtanfall wird durch im Gelenk abgelagerte Harnsäurekristalle verursacht, auf die das Immunsystem mit einer Entzündung reagiert, so Dr. Uta Kiltz vom Rheumazentrum Ruhrgebiet, die die Leitlinie für die DGRh koordiniert hat. Die Gicht ist grundsätzlich als Systemerkrankung zu betrachten, da sich die Harnsäurekristalle nicht nur in den Gelenken, sondern auch in inneren Organen (z. B. Nieren) ablagern können. Ursache für eine Gicht ist meistens ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blutserum, welche durch unzureichende Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren bei erhöhter Purinzufuhr über die Nahrung bedingt sind. Seltener ist eine endogene Überproduktion von Harnsäure die Ursache. Harnsäure ist das Endprodukt des menschlichen Purinstoffwechsels. Purine werden über die Nahrung vor allem mit Alkohol und gesüßten Softgetränken, Fleisch und Meeresfrüchten aufgenommen. Die Gicht ist gut mit Medikamenten und entsprechender Diät zu behandeln und heilbar, wenn eine ausreichende Harnsäuresenkung gelingt. Die konsequente dauerhafte Harnsäuresenkung ist dabei unabdingbar, um weitere Gichtanfälle und somit strukturelle Schäden zu verhindern.
In Deutschland existieren bisher keine einheitlichen Leitlinien für die Gichtarthritis. Da die Erkrankung jedoch prinzipiell gut therapeutisch beeinflussbar ist, hält die DGRh eine evidenzbasierte Versorgung für sehr wünschenswert. Die Leitlinie richtet sich an Ärzte sowie Angehörige nichtärztlicher Berufsgruppen, die an der Versorgung von Gichtpatienten beteiligt sind. Die Leitlinie kann darüber hinaus zur Orientierung für an Gicht erkrankte Patienten und deren Angehörigen dienen.
Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) ist mit mehr als 1.500 Mitgliedern die größte medizinische Fachgesellschaft in Deutschland im Bereich der Rheumatologie. Sie repräsentiert seit mehr als 80 Jahren die rheumatologische Wissenschaft und Forschung und deren Entwicklung in Deutschland. Als gemeinnütziger Verein arbeitet die DGRh unabhängig und ohne Verfolgung wirtschaftlicher Ziele zum Nutzen der Allgemeinheit.