Rheuma und COVID-19
Wie Rheumamedikamente den Impfschutz beeinflussen
Berlin, Mai 2021
Ob Patienten mit rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen ihre medikamentöse Therapie vor einer Impfung gegen SARS-CoV-2 unterbrechen sollten, diskutieren Experten seit Beginn der Corona-Pandemie. Denn bislang gibt es dazu kaum wissenschaftliche Erkenntnisse. Die behandelnden Rheumatologen und ihre Patienten müssen deshalb immer abwägen, ob der Schutz vor der COVID-Infektion das Risiko eines Rheuma-Schubes überwiegt. Aus aktuellem Anlass kommentiert die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) vorliegende Forschungsergebnisse auch von anderen Impfungen und ordnet Analysen für das am häufigsten bei Rheuma eingesetzte Basismedikament „Methotrexat“ (Mtx)ein. Mit einem „Hot topic“-Beitrag mit dem Titel „Beeinflusst Methotrexat die Wirksamkeit der Impfung gegen SARS-CoV-2?“ informiert die DGRh jetzt Ärzte und Betroffene.
Eine koreanische Studie zur Influenza-Impfung etwa zeigte unter anderem, dass ein Aussetzen der Mtx-Gabe je zwei Wochen vor und nach der Impfung zur besten Impfantwort führte. Die Ergebnisse ließen sich in anderen Analysen nicht bestätigen. Dennoch wird aufgrund dieser Ergebnisse – so der Eindruck der Autoren – die Mtx-Gabe bei anstehender Influenza-Impfung häufig pausiert. Aktuell untersuchten Forscher wiederum die Ergebnisse von zwei Studien aus New York und aus Erlangen zu verringerten Anti-SARS-CoV-2-Antikörper-Spiegeln unter Mtx-Therapie nach Impfung mit dem mRNA-Impfstoff BNT162b2. Ein Zusammenhang mit dem Auftreten einer Infektion oder gar einer schweren COVID 19-Erkrankung nach Impfung analysierte die Studie nicht. Die darin auch erwähnten Konsequenzen wie eine Mtx-Pause, eine geänderte Mtx-Dosis oder gar eine zusätzliche COVID-Impfdosis sind derzeit eher spekulativ. „Sie dürfen nicht dazu beitragen, Ärzte in Klinik und Praxis und Patienten zu verunsichern“, betont Prof. Dr. med. Andreas Krause, Präsident der DGRh aus Berlin.
Damit sieht die DGRh auch heute noch keine Grundlage für eine eindeutige Antwort auf die Frage, ob eine Mtx-Therapie den Schutz einer SARS-CoV-2-Impfung abschwächt. „Wir wissen, dass ein kurzes, etwa ein- oder zweimaliges Pausieren der wöchentlichen Mtx-Gabe nach der Impfung bei stabilen Patienten ein eher geringes Risiko birgt, dass die rheumatische Grunderkrankung aufflammt“, berichtet der Münchener Rheumatologe Prof. Dr. med. Klaus Krüger von der „Ad-hoc Kommission Covid-19-Empfehlungen“ der DGRh. Solch eine Pause könne daher erwogen werden, zwingend notwendig erscheine sie nicht. Auch müsste sie bei den meisten COVID-Impfstoffen zweimal innerhalb weniger Wochen erfolgen – was sich wiederum ungünstig auf die Rheumaerkrankung auswirken könnte. Dringend rät die DGRh von einer längeren Therapiepause ab.
Dieser „Hot-Topic“-Beitrag der DGRh beleuchtet allein die Sachlage für Mtx. Für eine ausführlichere fachliche Einordnung, auch in Bezug auf weitere DMARD, verweisen wir auf die Handlungsempfehlungen der DGRh für die Betreuung von Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen im Rahmen der SARS-CoV2/COVID-19-Pandemie: Die aktuelle Version erscheint in Kürze.