Dr. Walter und Luise Freundlich-Preis
Mit ihrer Stiftung fördert Luise Freundlich die medizinische Wissenschaft in Deutschland – dabei hat Luise Freundlich ganz im Geiste ihres Mannes und als Zeichen der Versöhnung verfügt, dass deutsche Nachwuchswissenschaftler, die ihr Talent und Engagement mit herausragenden Arbeiten nachgewiesen haben, gefördert werden. Wichtig sind ihr bedeutende wissenschaftliche Leistungen - verbunden mit höchsten ethischen Grundsätzen. Der Freundlich-Preis gehört zu den höchstdotierten medizinischen Nachwuchspreisen nicht nur in Deutschland.
Das Thema des Forschungspreises wechselt jährlich und wird von der Stiftung jedes Jahr neu festgelegt. Auf Wunsch der Stifterin und ganz im Sinne ihres Mannes finden auch unkonventionelle Ideen und alternative Lösungsansätze dabei Berücksichtigung.
Die Dr. Walter und Luise Freundlich-Stiftung verleiht gemeinsam mit der DGRh den Luise-Freundlich-Preis an einen Wissenschaftler / eine Wissenschaftlerin für herausragende Arbeiten zur Pathogenese, Diagnostik und Therapie entzündlich-rheumatischer Systemerkrankungen. Der Preis ist mit 15.000 € dotiert, die auch auf mehrere Preisträger aufgeteilt werden können. Eine Vorauswahl möglicher Preisträger wird durch eine von der DGRh bestimmte Jury ausgewählt, die finale Auswahl trifft der Vorstand der Dr. Walter und Luise Freundlich-Stiftung. Das Preisgeld ist zur persönlichen Verwendung bestimmt.
Die Verleihung des Preises erfolgt während der Eröffnungsveranstaltung der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie.
Preisträger 2014
Der Preis geht zu gleichen Teilen an Privatdozentin Dr. rer. nat Alla Skapenko aus der Rheumaeinheit des Klinikums der Universität München und Dr. med. Xenofon Baraliakos vom Rheumazentrum Ruhrgebiet in Herne und wurde im Rahmen des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie in Düsseldorf verliehen.
Über Dr. Alla Skapenko
Dr. Alla Skapenko
Privatdozentin Dr. Alla Skapenko erhält den Preis für ihre herausragenden Arbeiten zur Aufklärung der Rolle von T-Zell-Funktionsstörungen bei Patienten mit rheumatoider Arthritis. Die so genannten CD4-positiven T-Zellen sind Immunzellen, die sich zu unterschiedlichen Subgruppen mit entweder entzündungsfördernder oder entzündungsdämpfender/immunmodulierender Aktivität weiterentwickeln können. Beim Gesunden stehen den Zellen beide Entwicklungswege offen und werden, je nach Bedarf des Immunsystems, initiiert. Skapenko wies nach, dass bereits zu Beginn einer rheumatoiden Arthritis ein Defizit der CD4-positiven T-Zellen besteht, das die Entwicklung einer immunmodulierenden Zellfunktion einschränkt.
Die Wissenschaftlerin identifizierte den dafür verantwortlichen Gendefekt der Zellen, der zu einer Resistenz der Zellrezeptoren gegenüber den die Ausdifferenzierung anstoßenden Botenstoffen (im vorliegenden Fall Zytokin Interleukin-4) führt. Dieser Gendefekt hat also bedeutende Auswirkungen auf die Immunregulation. Alla Skapenko erbrachte damit die lückenlose Beweiskette eines wichtigen Faktors in der Krankheitsentstehung der rheumatoiden Arthritis von der Identifikation der beobachteten Funktionsstörung bis zur Aufklärung von deren Ursache.
Alla Skapenko hat Biologie in Nowosibirsk, Russland, studiert und ihre Doktorarbeit zur Rolle der T-Zell-Differenzierung bei der Autoimmunität an der Medizinischen Klinik III und am Lehrstuhl für Genetik der Universität Erlangen absolviert. In Erlangen war sie dann als Postdoktorandin und Arbeitsgruppenleiterin tätig, bis sie 2007 die Leitung des Forschungslabors der Rheumaeinheit der Universität München übernahm, wo sie 2012 habilitierte. Sie ist Trägerin zahlreicher Preise, unter anderem des Rudolf-Schoen-Preises der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, des Hans Hench-Promotionspreises für Klinische Immunologie und des Young Investigator Awards der European League Against Rheumatism.
Über Dr. Xenofon Baraliakos
Dr. Xenofon Baraliakos
Dr. Xenofon Baraliakos wird ausgezeichnet für seine Arbeiten zum Zusammenhang von Entzündung und Knochenneubildung bei Patienten mit axialer Spondyloarthritis. Bei dieser Erkrankung, die im frühen Erwachsenenalter mit Rückenschmerzen beginnt und im Laufe der Jahre hauptsächlich bei Männern stärker fortschreitet, kommt es zunächst zu einer Entzündung im gesamten Wirbelsäulenbereich und im späteren Verlauf zu Knochenneubildungen mit knöchernen Verwachsungen der Wirbelkörper und –gelenke. Das führt zu einer zunehmenden Einschränkung der Beweglichkeit bis hin zur völligen Versteifung des gesamten Rückens. Der Schritt von der Entzündung bis zur Knochenneubildung war jedoch bisher unklar.
Anhand von vergleichenden Langzeituntersuchungen, die sowohl konventionelle Röntgenbilder als auch Kernspintomographie-Bilder berücksichtigten, wiesen Baraliakos und Kollegen nach, dass dieser Verknöcherungsprozess nach der beginnenden Entzündung der Wirbelgelenke zu einer Umwandlung dieser Strukturen zu Fettgewebe kommt und dass erst diese Fettveränderung die Grundlage für die weitere Knochenneubildung ist. Ohne Umwandlung in Fettgewebe fand sich keine Neubildung von Knochenbrücken zwischen den Wirbelkörpern. Diese Umwandlung findet jedoch offenbar nur dann statt, wenn Patienten langfristig nicht ausreichend antientzündlich behandelt werden. Xenofon Baraliakos und seine Kollegen schließen daraus, dass das Fortschreiten der Erkrankung in Richtung Versteifung eine Folge langjähriger, unbehandelter entzündlicher Aktivität ist. Die Ergebnisse stützen die Hypothese, eine wirksame antientzündliche Behandlung, z. B. mit einem TNF-Blocker, bei entsprechenden klinischen Symptomen möglichst früh zu beginnen.
Xenofon Baraliakos hat Medizin in Magdeburg und Berlin studiert und seine klinische Ausbildung an der Klinik für Orthopädie am St. Anna Hospital in Herne und am Rheumazentrum Ruhrgebiet gemacht. Er ist sowohl Facharzt für Orthopädie als auch Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie und arbeitet heute als Oberarzt am Rheumazentrum Ruhrgebiet in Herne. Er ist Träger zahlreicher Auszeichnungen, u. a. des Young Investigator Awards der European League Against Rheumatism, des Forschungspreises der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew und des Excellence in Clinical Research Award der European Society for Clinical Investigation.