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Prof. Dr. med. Klaus Miehlke

(17.8.1916-6.11.2009)

 

Am 06.11.2009 verstarb Professor Dr. med. Klaus Miehlke im Alter von 93 Jahren in seiner Wahlheimatstadt Wiesbaden. Mit ihm hat die deutsche Rheumatologie und Innere Medizin einen großen klinischen Lehrer, international bekannten Wissenschaftler und Arzt sowie einen in seinen wissenschaftlichen Fachgesellschaften hoch engagierten Kollegen verloren.

Klaus Miehlke wurde am 17. August 1916 in Oppeln geboren. Er studierte Humanmedizin an den Universitäten Berlin, Rostock und Würzburg. In Würzburg legte er 1943 sein Staatsexamen ab, erhielt die Approbation und promovierte nachfolgend zum Doktor der Medizin. Während des Krieges war er in mehreren Luftwaffenlazaretten als Stabsarzt tätig. Seine Fachausbildung absolvierte er nach dem Krieg, zunächst 1946 bis 1954 in der Chirurgischen und Gynäkologischen Klinik Nürnberg. 1954 wechselte er zum Kantonsspital Zürich und später an die Universitäts-Rheumaklinik in Zürich (Chefarzt Prof. Dr. Böni). Seine in der Schweiz erworbenen medizinisch-rheumatologischen Kenntnisse ergänzte Klaus Miehlke in den Jahren 1957 und 1958 durch eine verantwortliche ärztliche Tätigkeit an der Medical Clinic of the University of Pennsylvania, Philadelphia/USA unter Prof. Hollander. 1959 bis 1962 arbeitete er an der Medizinischen Universitätsklinik in Göttingen bei Prof. Schoen und erwarb dort auch die Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin.

Im Jahre 1961 wurde Miehlke Chefarzt und Ärztlicher Direktor der Städtischen Rheumaklinik I und danach zusätzlich der privaten Rheumaklinik II in Wiesbaden, an deren Gründung er maßgeblich beteiligt war. Ein Lehrauftrag an der Medizinischen Universitätsklinik Mainz für Innere Medizin, speziell Rheumatologie, schloss sich an. Die wiederaufgenommene wissenschaftliche Arbeit in Forschung und Lehre führte dazu, dass er sich 1974 habilitieren konnte und von der Medizinischen Fakultät der Universität Mainz zum Professor ernannt wurde. In seiner Klinik hat er zahlreiche Kollegen in den Fächern Innere Medizin und Rheumatologie weitergebildet und den Kontakt mit ihnen bis ins hohe Alter gepflegt.

Von 1964 an war er über viele Jahre ständiges Vorstandsmitglied (ständiger Schriftführer bzw. Generalsekretär) der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin mit Sitz in Wiesbaden. In den Jahren 1977 und 1978 war Professor Miehlke Präsident der DGRh. Zudem war er langjähriges Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer und seit 1978 Mitglied der Zulassungskommission A des Bundesgesundheitsamtes. 1979 holte er den alle vier Jahre stattfindenden Internationalen Kongress für Rheumatologie nach Wiesbaden, wobei dieser Kongress vom damaligen Bundespräsidenten Carstens persönlich eröffnet wurde. 

Professor Miehlke hat sich große Verdienste um die Ärztliche Fortbildung und um Informationsveranstaltungen für Patienten erworben. So richtete er 1963 eine alljährliche, am ersten Mai-Wochenende stattfindende rheumatologische Fortbildungstagung ein. Sie wurde zur damals größten rheumatologischen Fortbildungsveranstaltung in Deutschland mit jährlich zwischen 700 bis 1200 Teilnehmern. Die Patientenselbsthilfe und -information lag ihm immer am Herzen, er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Rheuma-Liga. Professor Miehlke sah die sich eigenständig entwickelnde Facharztdisziplin der Rheumatologie nicht nur aus der Sicht des Internisten. Sondern er integrierte sehr früh in den 60-er Jahren und Beispiel gebend die Rheumachirurgie in das Therapiekonzept seiner Klinik ein.

Gemeinsam mit Carol Nachman und dem damals zuständigen Dezernenten, Bürgermeister Alfred Herbel, rief er 1971 den jährlich weltweit ausgeschriebenen „Carol Nachman-Preis für Rheumatologie der Landeshauptstadt Wiesbaden“ ins Leben. Dieser Preis ist bis heute der höchst dotierte internationale Preis für Rheumatologie. Professor Miehlke selbst blieb auch nach seiner Pensionierung als Chefarzt der Städtischen Rheumakliniken bis in dieses Jahr 2009 hinein aktives und kritisches Mitglied des Kuratoriums des Carol Nachman-Preises.

Von den zahlreichen Auszeichnungen und Ehrungen, die Professor Miehlke im Laufe seines Lebens erworben hat, sollen nur einige hier erwähnt werden: Verleihung der Goldenen Stadtplakette für seine besonderen Verdienste um den Ausbau des Wiesbadener Gesundheitswesens (1979), Verleihung des Verdienstkreuzes I. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1983). Schließlich wurde Miehlke zum Ehrenbürger der Stadt Wiesbaden ernannt. Die Deutsche Ärzteschaft verlieh ihm an seinem 70. Geburtstag am 17. August 1986 die Ernst-von-Bergmann-Plakette. 1999 erhielt er das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Auch im Ruhestand war Professor Miehlke offen und neugierig in Bezug auf neue Konzepte der Rheumatologie in seiner Stadt Wiesbaden und begleitete die wissenschaftlichen Tagungen mit persönlicher Präsenz, Charme, Diskussion und Eleganz trotz zuletzt gesundheitlicher Probleme. Sein wunderbarer 90. Geburtstag auf dem Rhein war ein froher Anlass für Kollegen, Weggefährten, Freunde und natürlich für die Familie zu feiern.

Kollegen und Mitarbeiter sind bei aller Trauer um den Verstorbenen dankbar, Klaus Miehlke gekannt und mit ihm gearbeitet zu haben.

 

Prof. Dr. med. Elisabeth Märker-Hermann und Dr. Wolfgang Bolten, Wiesbaden im Dezember 2009