Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Paul Walter Hartl
(1925-2007)
Am 11. April 2007 ist Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Paul Walter Hartl in München im Alter von 82 Jahren gestorben. P.W. Hartl war einer der prägenden Männer der Rheumatologie in Deutschland der den Wandel von der Kurort-bezogenen rheumatologischen Versorgung zur modernen wissenschaftlich ausgerichteten Medizin aktiv mitgestaltet hat.
Der gebürtige Aachener studierte Medizin in Bonn, Tübingen und Heidelberg. Er war danach Assistenzarzt in Davos und arbeitete anschließend bis 1955 als wissenschaftlicher Assistent am Hygieneinstitut der Universität Lausanne. Seine wissenschaftliche Ausbildung setzte er als DFG-Stipendiat am Pasteur-Institut in Paris und danach als Research Fellow am Massachusetts Memorial Hospital in Boston fort. 1965 habilitierte er sich für das Fach Innere Medizin an der Universität Tübingen. Von 1970 bis 1990 leitete er die Rheumaklinik Aachen mit dem angeschlossenen Rheumaforschungsinstitut, die er von einer traditionsreichen Kurklinik zu einer modernen Rheumaklinik weiterentwickelte.
Geprägt durch die wissenschaftlichen Erfahrungen in den USA, in Frankreich und in England und durch die internistische Schule von Hans Erhard Bock engagierte er sich für die Weiterentwicklung der Rheumatologie in Deutschland als eigenständiges Fach in der Patientenversorgung, in der Lehre und in der Forschung.
Er war akademischer Lehrer an der medizinischen Fakultät der RWTH Aachen mit Vorlesungen über klinische Rheumatologie, physikalische Therapie und internistisch-rheumatologische Differentialdiagnose. An seiner Klinik wurde eine große Zahl von Ärzten weitergebildet, die heute noch aktiv in der rheumatologischen Versorgung tätig sind. Er hat es in hervorragender Weise verstanden, seinen Enthusiasmus für die Rheumatologie auf seine Schüler und Mitarbeiter zu übertragen. Die von ihm 1971 gegründeten Aachener Rheumaseminare erreichten eine große Akzeptanz. Seine Verdienste im Bereich der ärztlichen Fortbildung wurden mit der Verleihung der Ernst-von-Bergmann-Plakette gewürdigt.
Die wissenschaftlichen Aktivitäten umfassten ein breites Spektrum von Themen aus den Bereichen der Rheumatologie, Immunologie und Hämatologie. Er hat grundlegende Arbeiten und eine Monographie zur ankylosierenden Spondylitis, aber auch zu arzneimittelinduzierten Autoimmunkrankheiten und zu einer Vielzahl anderer Themen der klinischen Rheumatologie veröffentlicht.
Als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie setzte er sich energisch für die Weiterentwicklung der internistischen Rheumatologie und ihre Interdisziplinarität ein. Im Besonderen setzte er wichtige Impulse für die Weiterbildung zum Rheumatologen in Deutschland und für den weiteren Ausbau der Rheumatologie an deutschen Universitäten. Diese Aktivitäten haben dazu beigetragen, dass die Rheumaforschung in Deutschland in vielen Bereichen internationalen Standard erreicht hat. Als Vertreter der klinischen Rheumatologie hat er sich intensiv dafür eingesetzt, dass das Rheumaforschungszentrum in Berlin eine leistungsfähige klinische Einheit und einen Lehrstuhl für Rheumatologie an der Universität erhielt. In Anerkennung seiner Verdienste für die Weiterentwicklung der Rheumatologie in Deutschland wurde P. W. Hartl mit der Carol-Nachman-Medaille der Stadt Wiesbaden und der Franziskus-Blondel-Medaille der Stadt Aachen ausgezeichnet.
Nach einem reichen Rheumatologenleben hat er sich einen lange gehegten Traum mit einem weiteren Studium der Botanik erfüllt, dessen wissenschaftliche Faszination ihn in den letzten Jahren ausfüllte. Mit 75 Jahren promovierte er in diesem Fach. Bis zuletzt hat er an Publikationen zu diesen Arbeiten über die intrazelluläre Kristallbildung bei Sukkulenten geschrieben.
„Attempto“ war sein Lebensmotto, dem er immer treu geblieben ist und das ihn voran getrieben hat. Seine Freunde, Weggefährten und Mitarbeiter halten ihn in dankbarer Erinnerung.
Ekkehard Genth, Aachen, April 2007